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Blutmarker unter Carnivore

Viele Carnivoren stehen vor der Frage, welche Blutmarker nach dem Umstieg auf Carnivore interessant sein könnten.

Im Laufe der letzten Jahre habe ich von vielen Personen aus der Carnivoren Bewegung die Blutwerte sehen dürfen. Deshalb kann ich inzwischen sagen, was sich vermutlich verändert und welche Bedeutung die einzelnen Marker haben.

Bei der Erstellung dieser Liste hat mich der Neurobiologe Sebastian S. unterstützt. Vielen Dank dafür!

Stoffwechsel

Nüchterninsulin

Normbereich: 2,6 - 24,9 mU/l (dieselbe Einheit: )

Der Nüchterninsulinwert sollte aber niedriger sein und unter 5 mU/l liegen.

Nüchternglucose

Normbereich: 60 – 100 mg/dl

Ein höherer Nüchternglucosewert am Morgen deutet auch evtl. bei der Carnivoren Ernährung auf zu stark erhöhte Eiweißzufuhr hin, denn die Leber produziert dann mittels Gluconeogenese über Nacht ständig Zucker.

HOMA-Index

Rechnung: (Nüchterninsulin in mU/l) x (Nüchternglucose in mg/dl) / 405

<2: keine Insulinresistenz

2,5: Insulinresistenz (aber nur bei nüchterner Blutabnahme!)

Wird aus Glucose und Insulin berechnet und gibt Auskunft über eventuelle Prediabetes.

HbA1C in %

Durchschnittlicher Blutzuckerwert der letzten 90 Tage. Kann bei Menschen im Fettstoffwechsel aber höher liegen, da die Lebensdauer der roten Blutkörperchen dann oftmals kürzer ist.

< 5,7 %: Keine Diabetes

5,7 % - 6,4 %: Prädiabetes

 6,4 % Diabetes

Leberwerte

GOT

Normbereich <35 U/l

GGT

Normbereich <35 U/l

GPT

Normbereich <40 U/l

Die Leberwerte bleiben bei Carnivore meist im normalen Bereich.

 

Nierenfunktion

Harnsäurewert

Normbereich: Frauen 2,3 – 6,1 mg/dl; Männer 3,6 – 8,2 mg/dl

Kann unter der ketogenen Ernährung zu Beginn eine Zeitlang erhöht sein. Langfristig sinken die Werte aber meistens.

Glomuläre Filtrationsrate GFR

Normbereich: >90 ml/min

Zeigt die Nierenfunktion an. Je niedriger, desto schlechter

Harnstoff

Normbereich: 16,6 – 48,5 mg/dl

Homocystein

Normbereich: 4,9 – 15,0 mol/l

Marker für Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko

 

Fettstoffwechsel

HDL

Normbereich: 30 – 88 mg/dl

je höher, desto besser

LDL

Normbereich: 68 – 153 mg/dl

LDL steigt bei einer fettreichen Ernährung, da diese Lipidproteine die Fettsäuren im Körper transportieren. Werte um die 300 bis 400 sind bei Carnivoren in Ketose häufig!

LDL-Subgruppen[1]

Messung der Subgruppen 1 – 7. 1: sehr groß, 7: sehr klein.

Idealerweise auch die Subgruppen des LDL messen. Es kommt nämlich auf die Größe der LDL-Partikel an. Kleine Partikel sind oxidierte oder glykierte, die nicht am gesunden Fettstoff teilhaben. Je höher die Subgruppe, desto kleiner die Partikel. Das Maximum der LDL-Subgruppen sollte bei den Gruppen 1 – 2 liegen.

Oxidiertes LDL[2]

Normbereich: <470 ng/ml

Bei Konsum von Pflanzenölen oder hohen Blutzuckerwerten ist dieser Wert erhöht und ein starker Marker für Arteriosklerose.

Triglyceride

Normbereich: <150 mg/dl

Je niedriger, desto besser. Meist sinken diese Werte unter Carnivore signifikant. Höhere Werte können bei der carnivoren Ernährung aber auch durch zu hohen Fettkonsum oder zu starken Kaffeekonsum auftreten. Dieser Wert schwankt im Laufe eines Tages um +/- 20 %.

 

Omega-3- zu Omega-6-Profil[3], bestehend aus ALA, DHA, EPA, AA[4], LA

Ist aus dem Blut auch nur eine Momentaufnahme, aber trotzdem ein interessanter Marker, der sich durch die carnivore Ernährung und den Verzicht auf Getreide und Pflanzenöle stark verbessert.

Normbereich für das Verhältnis:7,0 – 12,0

Offiziell heißt es aber auch, dass der Herz-Kreislauf-protektive Zielbereich bei 4,0 – 6,0 liegt.

Omega-3-Index[5]

Normbereich: >8,0 %

Der Gewebewert von Omega-3, wird in einem Prozentsatz angegeben und aus den roten Blutkörperchen ermittelt.

Lipoprotein(a) [6]

Normbereich: < 30 mg/dl oder 75 nmol/l

Lipoprotein(a) ist ein Marker für das Herzinfarkt- oder Schalganfallrisiko.

Bei Lipoprotein(a), abgekürzt Lp(a), handelt es sich um einen der Eiweißstoffe, die für den Transport von Fetten im Blut zuständig sind.

Untersuchungen zeigen, dass Lipoprotein(a) mit einer fettreichen Ernährung sinkt, entgegen der landläufigen Meinung, dass der Wert genetisch bedingt sei.[7]

 

Adiponectin

Normbereich: 1,46 – 14,0 g/ml

Je höher desto geringer das Risiko für Arteriosklerose und Insulinresistenz

Apolipoprotein B 100

Normbereich: 700 - 1.000 mg/l

Apo B 100 ist inzwischen als guter Indikator für ein Herzinfarktrisiko anerkannt.[8]

 

Mineralien

Hämoglobin

Normbereich: 12 – 16 g/dl

Ein Mangel zeigt eine Anämie an, was bei der carnivoren Ernährung praktisch unmöglich ist.

Der HB-Wert sagt aus, wie viel des roten Blutfarbstoffes, des Hämoglobin, im Blut vorkommt. Bei einem zu niedrigen Wert an Hämoglobin, liegt eine sogenannte Blutarmut, die Anämie vor. Ist der HB Wert zu gering, lässt dies allerdings noch keine Rückschlüsse auf den allgemeinen Füllzustand des Eisenspeichers zu.[9]

Ferritin

Normbereich: 13 – 150 ng/ml (dieselbe Einheit )

Speicher-Eisenwerte, wenn stark erhöht, kann es auch ein Problem des Körpers sein, das auf Entzündungen hindeutet, auch auf Hämachromatose

Es gibt aber sehr unterschiedliche Ansichten, darüber, welche Werte normal sind. Dr. Strunz sagt, dass Werte um 300 – 400 gut seien. Viele Carnivoren haben sehr hohe Werte, trotz niedriger Entzündungswerte (CRP).

Transferrin

Normbereich: 200 – 400 mg/dl

Transferrin (TF) ist ein Eiweiß, das für den Transport von Eisen im Blut sorgt. Die Untersuchung von Transferrin im menschlichen Blut ist eine wichtige Messgröße für die Funktionalität des Eisenstoffwechsels.

Magnesium

Normbereich: 0,66 – 1,07 mmol/l

Sollte trotz carnivorer Ernährung also magnesiumarmer Ernährung im Normalbereich liegen. Wie beim Vitamin C wird hiervon nicht viel verbraucht[10].

Kalzium

Normbereich: 2,08 – 2,65 mmol/l

Auch dieser Wert ist ohne Kohlenhydrate meist höher. Dazu ist auch keine Zufuhr von Milchprodukten nötig.

Kalium

Normbereich: 3,6 – 5,6 mmol/l

Kalium ist auch in tierischen Produkten zu großen Mengen enthalten.

Kupfer

Normbereich: 74 – 122 µg/dl oder 11,6 - 19,2 µmol/l

Ist bei vielen Leuten zu niedrig. Bei einem Mangel sollte man Innereien verzehren.

Phosphat (Phosphor)

Normbereich: 0,84 – 1,45 mmol/l

Es wird Fleischessern nachgesagt, dass sie zu hohe Werte an Phosphor/Phosphat haben, und dass das ein Zeichen von Übersäuerung sei. Ob dieser Wert überhaupt sinnvoll ist, zu messen, ist fraglich, nachdem die Säure-Basen-Theorie von Ragnar Berg nicht auf wissenschaftlichen Grundlagen beruht.

Zink

Normbereich: 70 – 150

Durch eine fleischbasierte Ernährung ist hier der Bedarf gut gedeckt.

Selen

Normbereich: 93 – 150 /l

Folat (Folsäure)

Normbereich: 8,2 – 18,7 ng/ml

Wer zu niedrige Werte hat, sollte Eigelb oder Leber konsumieren.

 

Allergien

Histamin[11]

Normbereich für Blutmessung: <0,83 g/l

Messung kann im Blut, im Urin oder im Stuhl erfolgen. Aus dem Stuhl ist es aber am aussagekräftigsten.

DAO (Diaminoxidase)

Enzym, das Histamin abbaut. Kann im Blut oder im Stuhl gemessen werden.

IgE (Autoimmunmessung)

Normbereich: <100 U/l

Grad der allgemeinen Allergien. Dieser Wert wird sich durch die Umstellung auf die Carnivore Ernährung nicht so schnell ändern, auch wenn die allergischen Reaktionen durch Carnivore schnell zurückgehen. Steigen wird der Wert aber wahrscheinlich nicht.

CRP (C-reaktives Protein, Entzündungsmarker)

Normbereich: 0 – 0,5 mg/dl oder 0 – 5 mg/l

Interessant ist dieser Marker. Er verbessert sich bei carnivorer Ernährung praktisch immer. Ich habe noch nie das Gegenteil erlebt.

Vitamin D

Normbereich: 30 – 100 ng/ml oder 75 – 250 nmol/l

Werte von 30 ng/ml bzw. 75 nmol/l können bei einer guten Ernährungsform ausreichend sein, sofern nicht supplementiert wird. Der Wert steigt unter carnivorer Ernährung eher leicht.

Schilddrüsenwerte

fT3

Normbereich: 3,1 – 6,8 pmol/l

fT4

Normbereich: 12 – 22 pmol/l

Sind die fT3 Werte niedrig, die fT4-Werte normal, liegt eine Konversionsstörung von fT4 zu fT3 vor. Das deutet auf einen zu trägen Stoffwechsel hin. Durch L-Thyroxin nehmen wir nur fT4 zu uns. Es verbessert deshalb oftmals nicht den Stoffwechsel, wenn man eine Konversionsstörung hat. Natürliches Schweinehormon enthält dagegen fT3 und fT4.

TSH

Normbereich: 0,3 – 2,5 mol/ml

TSH stimuliert die Aktivität der Schilddrüse. Wer Schilddrüsenhormone zu sich nimmt, hat deshalb meist erniedrigte Werte.

Anti-TPO

Normbereich: <34 U/ml

Erhöhte Werte deuten auf Hashimoto hin.

Anti-TG

Normbereich: <110 U/ml

Erhöhte Werte deuten auf Hashimoto hin.

 

Weitere Tests aus Speichel, Stuhl oder Haar, die Sinn machen

Darmmikrobiomtest aus dem Stuhl

Zeigt dein Mikrobiom an. Überraschenderweise haben Carnivoren ein fast ideales Mikrobiom.

Haarmineralanalyse

Zeigt die Versorgung der Mineralien, das Verhältnis der Mineralien und somit deine Stoffwechselaktivität sowie die Schwermetallbelastung an.

Cortisol-Tagestest aus dem Speichel

Zeigt an, ob man zu hohe Cortisolwerte hat oder zu niedrige (Nebennierenerschöpfung)

Hormon-Speicheltest für Frauen oder Männer

Zeigt das Östrogen-Progesteron-Verhältnis bei Frauen oder den Testosteronwert bei Männern an.

Histamin- und DAO-Test aus Urin oder Stuhl

Gibt Aufschluss über mögliche allergische Reaktionen im Körper und dessen Sensitivität gegenüber Histamin.

 

Werte, die keinen Sinn machen

Leptin

Der Leptinwert korreliert mit dem Körperfettanteil, da Leptin in den Fettzellen hergestellt wird. Er trifft also direkt keine Aussage über eine herrschende Leptinresistenz. Außerdem schwankt er im Laufe eines Tages um +/- 50 %.

Gesamtcholesterin

Auch dieser Wert sagt nichts aus. Im Fettstoffwechsel ist der LDL-Wert meist erhöht, da die LDL-Partikel Fettsäuren im Körper transportieren. Und HDL ist um so besser, je höher der Wert.

Vitamin C

Der Wert ist schwer abzunehmen. Das Blut muss dazu gefroren transportiert werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Wert anschließend nicht stimmt, ist hoch. Außerdem wird unter der Carnivoren Ernährung ohne Kohlenhydrate wesentlich weniger Vitamin C benötigt.

Serotonin

Dieser aus dem Blut abgenommene Wert stammt von den Darmbakterien. Das im Gehirn wirkende Serotonin wird dort aus Tryptophan gebildet. Serotonin kann kaum die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Wer viele Ballaststoffe zu sich nimmt, hat viele Bakterien im Darm. Das bedeutet einen höheren Serotoninwert. Bei Carnivoren, die weniger Bakterien im Darm beherbergen müssen, da sie kaum noch Ballaststoffe essen, sinkt der Wert häufig. Depressionen gehen aber meist zurück. Alleine das ist schon ein Zeichen, dass der Serotoninwert aus dem Blut keine Aussage treffen kann.



[5] Omegamatrix GmbH 2019: Wer und warum sollte den HS-Omega-3 Index® bestimmen lassen? .https://www.omegametrix.eu/hs_omega_3_index_wer_und_warum_omega_3_index_bestimmung.php [Zugriff am 19.02.2023]

[6] Wikipedia 2023: Lipoprotein a. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lipoprotein_a [Zugriff am 19.02.2023]

[7] Eat Mostly Fats. Siobhan Huggins. 22.09.2020: Exploring the Enigma: New insights into Lipoprotein(a) https://youtu.be/7r9GBetAJvs [Zugriff am 19.02.2023]

[8] Overbeck, Peter 26.11.2021: ApoB sagt Herzinfarkte besser voraus als LDL-Cholesterin. https://www.kardiologie.org/praevention---rehabilitation/aha-kongress-2021/apob-sagt-herzinfarkte-besser-voraus-als-ldl-cholesterin/19902882 [Zugriff am 19.02.2023]

[9] Labormedizin.org. Ferritin und Transferrin 2023: https://www.labormedizin.org/eisenmangel/ferritin-transferrin/ [Zugriff am 19.02.2023]

[10] Clemens. et al. 23.06.2020: The paleolithic ketogenic diet may ensure adequate serum magnesium levels. https://www.paleomedicina.com/de/paleolithic_ketogenic_diet_magnesium [Zugriff am 19.02.2023]

[11] Fleischzeitpodcast: Kyra Kauffmann im Interview über Histamin. 08.02.2023. https://www.carnitarier.de/2023/02/08/kyra/

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