· 

Schweinehaltung

 

Zitat aus „Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer“ von Johannes Gillhoff zur Schweinehaltung:

 

 

 „Aber vom Vieh will ich dir diesen Winter durch erzählen. Denn was ein richtiger Farmer ist, der macht es wie ein richtiger Bauer bei euch. Er erzählt erstens vom Vieh und zweitens vom Vieh, und drittens holt er nach, was vom Vieh übrig geblieben ist. Erst kommen die Schweine.

 

Die haben hier auch einen ringeligten Schwanz und sagen auch öcke, öcke. Aber sonst ist das hier alles anders. In einer Bucht oder einem engen Stall kann man keine Schweine aufziehen. Wir haben das erst auch so gemacht, denn wir dachten: das muss so sein, weil es zu Hause so war. Aber dies Land hat andre Gebräuche bei den Schweinen. So haben wir umgelernt. Die Schweine müssen sich bewegen und viel Sonne haben. Das Schwein liebt das Licht, darin schlachtet es nach dem Menschen. Darum sind sie hier auch immer gesund, und wenn wir in euren Zeitungen lesen, dass die amerikanischen Schweine Trichinen haben, so ist das in unsern Ohren zum Lachen. Denn siehe, in euren Zeitungen lesen wir oft, dass Hof und Markt da und da gesperrt sind von wegen Rotlauf unter den Schweinen.

 

Auf 320 Acker kann ich genug Futter bauen für meine Kühe, denn das Land ist danach. Dabei hab ich auch genug Weide für die Schweine, beinahe vierzig Acker. Sie können vom Hof aus gleich reingehen. Alle acht Fuß ein Pfosten, unten zwei Brett von sechs Zoll, oben drei Stacheldraht. Das macht eine gute Fenz, das meint Zaun. Wir rechnen für das Schwein drei bis vier Mond auf der Weide. So gewinnt es in der Zeit bei hundert Pfund, und zehn Schweine auf einen Acker, das macht vierzig Dollars auf den Acker. Bloß, dass sie billiger sind als bei euch. Sie kosten jetzt vier Dollars das hundert Pfund. Aber hundert Schweine das Jahr macht doch was. … Wenn das Korn (d.i.Mais) reif ist, machen wir das so: Wir schaufeln die Kolben zusammen und stecken sie an. Wenn es ordentlich brennt, dann stellen sie sich um die Haufen rum und fressen von der Außenseite, was schon abgekühlt ist. So was haben die Schweine gern, ja well. Dann können sie Wasser zusaufen.“ (S. 31 f aus Johannes Gillhoff: Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer, 1990 dtv Verlag)

 

Was mir das Zitat zeigt: Freilandhaltung ist tatsächlich die gesündere Haltungsform. Es macht die Schweine weniger anfällig für Krankheiten. Dass die Schweine die Sonne benötigen, ist auch für ihre Vitamin-D-Produktion so wichtig. Dann enthält das Fett auch ausreichend Vitamin D. Dass das Mais angezündet wird, zeigt, dass es geröstet sein muss. Nur so können die Schweine die Lektine im Mais verwerten.

 

 

Zur heutigen Situation: Ich habe gerade mit einem Demeter Weiderinderlandwirt über die Vorschriften bei der Schweinehaltung geredet. Dieser hatte sich zwei Wollschweine angeschafft und in einem Freilandgehege draußen gehalten. Leider hat ihm das Veterinäramt da allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aufgrund der Vorschriften für die Schweinepest muss ein Freilandgehege so konzipiert sein, dass kein Kontakt zur Außenwelt möglich ist, also mit ausreichender dichter Umzäunung. Außerdem ist ein Stall vorgeschrieben, der hygienisch einwandfrei gereinigt werden kann. Und drittens müssen die Schweine regelmäßig geimpft werden, was bei Wollschweinen schier unmöglich ist wegen ihres dichten Fells. Den Traum von der Freilandhaltung der Schweine hat er somit begraben.

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0